Dystonie Ursachen

Hier erfährst Du etwas zu den möglichen Ursachen von Dystonie

#Hirnorganische Dystonie #Funktionelle Dystonien #Dystonie als Erkrankung, Symptom oder Syndrom #Mögliche Auslöser einer Dystonie #Bedeutung therapiebezogener Ursachenforschung

Hirnorganische Dystonien

Dystonie ist grundsätzlich die Folge einer bioelektrischen Fehlfunktion im Gehirn.

Wenn unser Gehirn aus dem

bioelektrischen Gleichgewicht gerät

und Muskeln Takt bringt


Die meisten Dystonien - rund 95% - fußen auf genetisch veranlagten hirnorganischen Fehlfunktionen, die sich durch ein auslösendes Moment - etwas Sauerstoffmangel bei der Geburt, Infektion, Vergiftung, Hirntrauma etc. - sozusagen unvermittelt Bahn brechen.


Dystone Bewegungsstörungen sind, auf neuronaler Ebene, die Folge sogenannten bioelektrischen Ungleichgewichts zwischen "aktivierenden" und "hemmenden" Signalen, die vom "Schaltzentrum für Bewegung", den Basalganglien, im Tiefen Hirn ausgehen.


Dieses bioelektrische Ungleichgewicht in den Basalganglien führt im Zusammenspiel mit dem Motorkortex (Steuerung der Willkürbewegung) und dem Kleinhirn (Feinabstimmung der Bewegungsabläufe) dazu, dass das "natürliche Funktionieren" unserer Bewegungsmuskeln aus dem Takt gerät. Die Folge: Hirnorganisch verursachte muskuläre Fehlspannungen, aus denen sich wiederum typische dystone Fehlbewegungen und -haltungen sowie Fehlstellungen ergeben können.


Im Regelfall liegt ein Mangel an hemmenden Signalen vor. Dies führt dazu, dass ein Zuviel an aktivierenden Signalen unserer Haltungs- und Bewegungsmuskulatur überaktiv ist, weshalb sie zittert, zuckt und/oder krampft.


Was genau das dystoniebezogene bioelektrische Ungleichgewicht verursacht bzw. wie es zustande kommt, ist nach wie vor unbekannt.

Funktionelle Dystonien

Funktionell Dystoniesyndrome machen

bis zu 9% aller Dystonien aus.



vgl. Djamshidian/Poewe/Scherfler: Funktionelle Bewegungsstörungen. In: Deuschl et. al. (2022): Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen.Thieme. S. 715 ff.

Dystonien

nicht-hirnorganischen Ursprungs


Etwa 5-10% der Dystonien sind nicht genetischen bzw. hirnorganischen Ursprungs. Diese werden als "funktionelle Dystonien" bezeichnet. Sie fußen auf einer psychiatrischen oder psychischen Störung oder Erkrankung bzw. können ein Symptom dieser sein. Davon unbenommen handelt es sich auch hier um Dystonien. So gibt weder "echte" noch "unechte" oder gar "psychogene" Dystonien, wie Laien Letztere unzutreffend gerne bezeichnen.


Sachkundige Psychiaterinnen und Psychiater sowie Neurologinnen und Neurologen unterscheiden zwischen drei Ursachen einer funktionellen Dystonie:


  • somatische Belastungsstörung
  • dissoziativen Störung (Konversionsstörung)
  • artifiziellen Störung (Münchhausensyndrom)


Funktionelle Dystoniesyndrome können außerdem auf Folgendem fußen:


  • gestörte Selbstwahrnehmung
  • Selbstzerstörungszwängen
  • Aufmerksamkeitsdefiziten
  • Zuwendungssüchten oder
  • übersteigerte Erkrankungsängste


Wie auch immer: Auch hier handelt es sich um Dystonien!

Dystonie als Erkrankung, Symptom oder Syndrom

Isoliert, kombiniert

oder komplex?


Mediziner:innen unterscheiden Dystonien wie folgt:


  • isolierte Dystonien 

zumeist monogenetische Ursache

Dystonie einziges Symptom


  • kombiniert Dystonien

plus weitere Bewegungsstörung(en)

Dystonie als Syndrom


  • komplexe Dystonien

Dystonie eine von mehreren

neurologischen Symptomen

Mögliche "Auslöser" einer  Dystonie


  • Monogenetischer Defekt


  • Neurodegenrative Erkrankungen u.a.
  • Morbus Parkinson
  • Chorea Huntington
  • Multiple Sklerose
  • NBIA (Eisenablagerung im Hirnkern)


  • Metabolische Erkrankungen u.a.
  • Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Glucose-Defizit-Syndrome


  • Onkologische Erkrankungen u.a.
  • Paraneoplastisches Syndrom
  • Neuroblastome
  • Hirntumore


  • Infektionserkrankungen aller Art
  • Viren (Herpes)
  • Bakterien (Borrelien, EHEC, u.a.)
  • Grippe und Corona


  • Pharmakologische Nebenwirkungen u.a.
  • Antihypertensiva (Muskelentspannende Mittel)
  • Antidepressiva (auch angstlösende Mittel)
  • Antiepileptika (Epilepsimedikamente)
  • Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit/Erbrechen)
  • Antiparkinsonmittel
  • Migränemittel
  • Neuroleptika
  • Sedativa


  • Verletzungen aller Art u.a.
  • am Gehirn (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma)
  • Sauerstoffmangelbedingte Infantile Zerebralparesen
  • Brüche, Zerrungen, Verstauchungen, Quetschungen (mit Nervenschäden)
  • Amputation von Gliedmaßen


  • Fehlbildungen u.a.
  • am Gehirn (Zentrales Nervensystem)
  • an Nerven (Peripheres Nervensystem)


  • Feinmotorisch Höchstbeanspruchung
  • intensives Üben
  • hochstleistendes Trainieren


  • Drogenkonsum bzw. -missbrauch
  • Schwere psychische Trauma
  • Vergiftungen
  • usw.

Bedeutung therapiebezogener Ursachenforschung

Dystonieursache und

Therapiewirkung


Die Ursache einer Dystonie bzw. dystoner Symptome zu kennen ist wichtig, sehr wichtig! Nur, wenn die tatsächliche Ursache bekannt ist, kann eine bestmögliche Therapie eingeleitet werden. Nicht zuletzt ermöglicht die Kenntnis der Ursache einer Dystonie, die mögliche Wirkung einer Therapie - etwa der Tiefen Hirnstimulation - abzuschätzen.


Von alle dem unbenommen gilt es jedoch zu akzeptieren, dass nicht in jedem Fall die oder eine Ursache feststellbar ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht eine Dystonie vorläge. Vielmehr bedeutet dies nur, dass noch nicht alle Ursachen bekannt sind.