Mögliche Ursachen

Dystonie Ursachen

Hier erfährst Du etwas zu den möglichen Ursachen von Dystonie

#Hirnorganische Dystonie #Funktionelle Dystonien #Dystonie als Erkrankung, Symptom oder Syndrom #Mögliche Auslöser einer Dystonie #Bedeutung therapiebezogener Ursachenforschung

Hirnorganische Dystonien

Dystonie ist grundsätzlich die Folge einer bioelektrischen Fehlfunktion im Gehirn.

Wenn unser Gehirn aus dem

bioelektrischen Gleichgewicht gerät

und Muskeln Takt bringt


Die meisten Dystonien - rund 90% - fußen auf hirnorganischen Fehlfunktionen. Genau genommen sind sie, auf neuronaler Ebene, die Folge eines bioelektrischen Ungleichgewichts zwischen "aktivierenden" und "hemmenden" Signalen, welche vom "Schaltzentrum für Bewegung", den Basalganglien ausgehen, die in der Tiefe unseres Gehirns liegen.


Dieses bioelektrische Ungleichgewicht führt, im Zusammenspiel mit dem Motorkortex, welcher unsere Willkürbewegung steuert, und dem Kleinhirn, was der Feinabstimmung unserer Bewegungsabläufe dient, dazu, dass das "natürliche Funktionieren" unserer Muskeln sozusagen aus dem Takt gerät.  Es entstehen demgemäß hirnorganisch verursachte muskuläre Fehlspannungen, aus denen sich wiederum sogenannte dystone Fehlbewegungen und -haltungen sowie Fehlstellungen ergeben können.


Im Regelfall liegt ein Mangel an hemmenden Signalen vor. Dies führt dazu, dass ein Zuviel an aktivierenden Signalen unserer Haltungs- und Bewegungsmuskulatur überaktiv ist, weshalb sie zittert, zuckt und/oder krampft.


Was genau das dystoniebezogene bioelektrische Ungleichgewicht verursacht bzw. wie es zustande kommt, ist nach wie vor unbekannt.

Funktionelle Dystonien

Funktionell Dystoniesyndrome machen

bis zu 9% aller Dystonien aus.



vgl. Djamshidian/Poewe/Scherfler: Funktionelle Bewegungsstörungen. In: Deuschl et. al. (2022): Parkinson-Syndrome und andere Bewegungsstörungen.Thieme. S. 715 ff.

Dystonien

nicht-hirnorganischen Ursprungs


Etwa 10% der Dystonien sind nicht-hirnorganischen Ursprungs. Diese werden als "funktionelle Dystonien" bezeichnet. Sie fußen auf einer psychiatrischen oder psychischen Störung oder Erkrankung bzw. können ein Symptom dieser sein. Davon unbenommen handelt es sich auch hier um Dystonien. So gibt weder "echte" noch "unechte" oder gar "psychogene" Dystonien, wie Laien Letztere gerne bezeichnen.


Sachkundige Psychiater:innen sowie Neurologinnen und Neurologen unterscheiden zwischen drei funktionellen Dystoniesyndromen:


  • somatische Belastungsstörung
  • dissoziativen Störung (Konversionsstörung)
  • artifiziellen Störung (Münchhausensyndrom)


Funktionellen Dystoniesyndromen können auf Folgendem fußen:


  • gestörte Selbstwahrnehmung
  • Selbstzerstörungszwängen
  • Aufmerksamkeitsdefiziten
  • Zuwendungssüchten oder
  • übersteigerte Erkrankungsängste


Wie auch immer: Auch hier handelt es sich um Dystonien!

Dystonie als Erkrankung, Symptom oder Syndrom

Isoliert, kombiniert

oder komplex?


Mediziner:innen unterscheiden Dystonien wie folgt:


  • isolierte Dystonien 

zumeist monogenetische Ursache

Dystonie einziges Symptom


  • kombiniert Dystonien

plus weitere Bewegungsstörung(en)

Dystonie als Syndrom


  • komplexe Dystonien

Dystonie eine von mehreren

neurologischen Symptomen

Mögliche "Auslöser" einer  Dystonie


  • Monogenetischer Defekt


  • Neurodegenrative Erkrankungen u.a.
  • Morbus Parkinson
  • Chorea Huntington
  • Multiple Sklerose
  • NBIA (Eisenablagerung im Hirnkern)


  • Metabolische Erkrankungen u.a.
  • Ehlers-Danlos-Syndrom
  • Glucose-Defizit-Syndrome


  • Onkologische Erkrankungen u.a.
  • Paraneoplastisches Syndrom
  • Neuroblastome
  • Hirntumore


  • Infektionserkrankungen
  • Viren (Herpes)
  • Bakterien (Borrelien, EHEC, u.a.)


  • Pharmakologische Nebenwirkungen u.a.
  • Antihypertensiva (Muskelentspannende Mittel)
  • Antidepressiva (auch angstlösende Mittel)
  • Antiepileptika (Epilepsimedikamente)
  • Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit/Erbrechen)
  • Antiparkinsonmittel
  • Migränemittel
  • Neuroleptika
  • Sedativa


  • Verletzungen aller Art u.a.
  • am Gehirn (Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma)
  • Sauerstoffmangelbedingte Infantile Zerebralparesen
  • Brüche, Zerrungen, Verstauchungen (mit Nervenschäden)
  • Amputation von Gliedmaßen


  • Fehlbildungen u.a.
  • am Gehirn
  • an Nerven


  • Drogenkonsum bzw. -missbrauch
  • Schwere psychische Trauma
  • usw.

Bedeutung therapiebezogener Ursachenforschung

Dystonieursache und

Therapiewirkung


Die Ursache einer Dystonie bzw. dystoner Symptome zu kennen ist wichtig, sehr wichtig! Nur, wenn die tatsächliche Ursache bekannt ist, kann eine bestmögliche Therapie eingeleitet werden. Nicht zuletzt ermöglicht die Kenntnis der Ursache einer Dystonie, die mögliche Wirkung einer Therapie - etwa der Tiefen Hirnstimulation - abzuschätzen.


Von alle dem unbenommen gilt es jedoch zu akzeptieren, dass nicht in jedem Fall die oder eine Ursache feststellbar ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass nicht eine Dystonie vorläge. Vielmehr bedeutet dies nur, dass noch nicht alle Ursachen bekannt sind.

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