Kinder

Dystonie bei Kindern

Dystonie bei Kleinkindern, Schulkindern, "großen Kindern"


Dystonie ist jene hirnorganisch verursachte hyperkinetische, also von unwillkürlichen Überbewegung der Skelettmuskulatur gekennzeichneten Bewegungsstörung, die im Kindesalter am häufigsten vorkommt. Diese sowohl als eigenständige, zumeist genetisch bedingte Erkrankung (primäre Dystonie), denn auch als Symptom einer anderen die Basalganglien des Gehirns betreffenden Erkrankung, Fehlbildung oder Verletzung (sekundäre Dystonie).


Je früher eine Dystonie bzw. dystone Symptome beginnen, desto schwerwiegender ihre Folgen, sowohl für die körperlich bzw. motorische als auch deren geistige Entwicklung eines Kindes. Dies liegt im Wesentlichen darin begründet, dass das menschliche Gehirn bei Neugeborenen auf eine Weise funktioniert, die lediglich in bestimmten Zeitfenstern des Heranwachsens bestimmte Dinge zu lernen vermag. Sind die jeweiligen Zeitfenster verstrichen, können sich bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten nur noch schwer oder schlimmstenfalls garnicht mehr herausbilden.


Dies liegt darin begründet, das jene Hirnareale, die ursprünglich für "eine Sache" vorgesehen waren, automatisch umgenutzt werden. So lernen Kinder grundsätzlich etwa das gezielte Greifen zwischen dem 6 und 12 Lebensmonat, das Laufen zwischen dem 10 und 18 Lebensmonat etc. Können  diese Fertigkeiten aufgrund dystoner Symptome nicht erlernt werden, beginnt sich das "motorische Lernfenster" zunehmen zu schließen. Greifen und Laufen werden hernach kaum noch so erlernt, wie es gesunde Kinder zu tun vermögen.


Hinzu kommt, dass dystone Symptome bzw. die aus ihr resultierenden unwillkürlichen und kaum kontrollierbaren Körperbewegungen, -haltungen und -stellungen im Gehirn "neuronale Spuren" in Form von "festen Bahnen" hinterlassen, die, je länger und je gefestigter eine Bahn, desto schwer ist sie später zu Überformen sind. Hier kommt vermutlich auch das Sprichwort her: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!".


Zunehmen geschlossene Lernfenster sowie geprägte widernatürliche alternative neuronale Bahnen führen, in Verbindung mit der Einnahme vielfältiger, häufig leider auch die geistige Wachheit der Kinder betreffenden Medikamente sowie chronische Schmerzen dazu, dass Dystoniebetroffener Nachwuchs nicht nur motorische Defizite aufweist, vielmehr nehmen diese auch unweigerlich auf dessen geistige Entwicklung Einfluss.


Dies bedeutet ausdrücklich nicht, dass von Dystonie betroffene Kinder zwangsläufig auch eine geistige Behinderung entwickeln oder haben! Vielmehr gilt es zu realisieren, dass sie sich - ob ihrer anderweitigen motorischen Entwicklung - auch anderweitig geistig entwickeln können. Kurzum: Dystoniebetroffene Kindern sind grundsätzlich genauso klug, wie ihre Altersgenossinnen und -genossen, vermögen dies jedoch häufig nicht oder nur unzureichend zu zeigen.


Was bedeuten diese Erkenntnisse für die Therapie:


  • Je früher therapeutisch interveniert wird, desto besser. Basale Stimulation ist genauso wichtig wie Physio- und und Ergotherapie sowie Logopädie.


  • Je weniger die geistige Wachheit eines Kindes beeinträchtigten Medikamente verabreicht werden, desto lernfähiger der Nachwuchs.


  • Je normaler - inklusiver - ein dystoniebetroffenes Kind aufwächst, desto gesünder insbesondere seine geistige Entwicklung.

Tiefe Hirnstimulation bei Kinder


Artikel folgt bald ...


Share by: