Unverständnis Dritter

Unverständnis Dritter

Fortwährendes Jammern und Klagen gefährdet Familie und Freundschaft. Gelegentliches Jammern und Klagen sind jedoch ihr Fundament!

Empathie ist Klebstoff

menschlicher Beziehungen!

Wer spricht, im Guten wie im Schlechten, trägt

zum Funktionieren von Familie

und Freundschaften bei.

Wenn sich in Gesprächen Positives wie Negatives die Waage hält, funktioniert die

"emotionale Welt".

Haustiere scheinen außerdem

verständnisvolle Seelentröster.

„Stell Dich doch nicht so an!“

Ursachen und Umgang mit Kleinreden Dritter


Die meisten Dystoniebetroffenen dürften es schon einmal erlebt haben, nämlich, dass jemand zu ihnen gesagt hat: „Stell Dich doch nicht so an!“ oder „Reiß Dich einfach mal zusammen!“. Sei es als eine Reaktion auf geäußerte Schmerzen, als Reaktion auf Funktionseinschränkungen, als Reaktion auf Scham oder das Ausschlagen von Einladungen, das Absagen von Besuchen und Feiern. Wie auch immer: Eine derartige Äußerung schockiert, verletzt, kränkt. Vor allem dann, wenn sie von Personen kommt, die einem nahestehen; Menschen, denen man vertraut. 


Doch was können Ursachen des Kleinredens oder Wegwischens eigener Sorgen und Nöte durch Dritte sein? Im Regelfall ist eine derartige Äußerung Ausdruck entweder von Überforderung oder Enttäuschung. Überforderung dann, wenn das Gegenüber eigentlich gerne würde helfen wollen, dies jedoch nicht kann. Enttäuschung, wenn sich Dein Gegenüber sehr auf etwas mit Dir gefreut hat und das Vorhaben nun, aufgrund Deiner dystonen Symptome, wie eine Seifenblase zerplatzt ist.


So oder so – auch wenn es irre schwerfällt – ist es wichtig, dass Du die Person, die Deine Sorgen und Nöte kleinredet, sofort - auch wenn Du emotional noch so verletzt bist - darauf ansprichst. Sätze wie: „Dass Du denkst, dass ich mich anstelle, hat mich getroffen.“ Oder „Schade, dass Du meinen Sorgen und Nöten keinen Glauben schenken kannst!“.


Versuche sofort ins Gespräch zu kommen. Ziehe Dich nicht wie ein „angeschossenes Reh“ zurück. Die Erfahrung zeigt, dass das niemandem hilft, auch oder insbesondere Dir nicht. Im Gegenteil. Der daraus entstehende Stress vermag gar Deine dystonen Symptome zu triggern bzw. zu verstärken.


Und, vergiss bitt nicht, Dich auch selbst zu reflektieren: Könnte es sein, dass Du bei der Person, die Deine Sorgen und Nöte gerade kleingeredet hat, vielleicht mehr jammerst und klagst, als bei anderen?

Solltest es so sein, gilt es das offen anzusprechen, etwa indem Du etwa sagst, dass Du versuchen wirst, weniger über Dein Ungemach zu sprechen, dies vor allem dann, wenn Du merkst oder gar weist, dass Dein Gegenüber damit schlichtweg überfordert ist. Alternativ bietet sich die Gegenfrage an: „Wie geht es Dir heute eigentlich?“. Diese Methode erfordert jedoch ausdrücklich auch ein echtes Interesse und sodann die Bereitschaft auch zuzuhören.


Kurzum: Jeder bzw. jede trägt einen "Rucksack mit Sorgen und Nöten". Bei manchen ist dieser sichtbar bzw. wird sichtbar getragen, indem über den Inhalt gesprochen wird. Bei anderen ist er indes unsichtbar, weil die Person es vorzieht zu schweigen und schlicht (auch vielleicht bei Dir) kein Gehör findet. Dennoch er ist da! Dennoch wiegt er, mitunter auch schwer.


Nichts zuletzt ziehe bitte auch in Erwägung, dass die Person, die Dein eigenes Leid kleinredet, vielleicht selber gelitten hat oder leidet, und niemand ihr zugehört hat oder zuhört. Kleinredend agieren Menschen häufig, die über einen längeren Zeitraum selbst persönliche Schikane – in Form von Bossing, Mobbing und ähnlichem – erlebt haben. Warum auch immer, können derartige Erlebnisse dazu führen, dass ihre Zugewandtheit, also Empathie, in der Folge,  wider Willen, abnimmt. 


Schließlich mag ihr genau das wiederfahren sein, womit sie Dich nun konfrontiert. Ihr Kleinreden Deiner Sorgen und Nöte soll Dich nicht kränken. Es dient vielmehr ihrer „emotionalen Entpflichtung“ sich um Dich kümmern zu müssen.


Im Ergebnis, da sei Dir sicher,  beruht das "unempathische Kleinreden" Deiner Sorgen und Nöte  selten darauf, dass Dein Gegenüber nicht wüsste, wie betroffen Du bist oder wie schlecht es Dir geht. Im Gegenteil. Vielmehr dürfte es regelmäßig Ausdruck dessen sein, dass die Person sich – aus welchen Gründen auch immer – aktuell außerstande sieht, sich Deiner anzunehmen.


Lange Rede kurzer Sinn: Auch deshalb empfiehlt es sich frühzeitig, wenn der eigene, die Folgen einer Erkrankung betreffende Leidensdruck hoch ist, entweder Ausschau nach einer Selbsthilfegruppe oder einem Psychotherapeuten bzw. einer Psychotherapeutin zu halten, die sich Deiner professionell annimmt. Dies hilft nicht nur Dir, sondern schützt letztlich auch Dein soziales Umfeld vor Überforderung.

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