ZIttern

Dystonie Leitsymptom Zittern

Zittern: Leit- oder Begleitsymptom?


Die meisten Dystoniebetroffenen kennen es: Zittern. Mal mehr mal weniger. Mal mit mehr, mal ohne Folgen für vor allem zielgerichtete Bewegung.


So tritt der "dystone Tremor" bei etwa 50% später von einer Dystonie oder einem dystonen Syndrom betroffenen Menschen, weit - mitunter Jahre - im Vorfeld ihre "Diagnose Dystonie" auf (vgl. hierzu Norris u.a., 2016). Hinzu kommt, dass er schwer zu diagnostizieren ist!


Folglich stellt sich die Frage, ob es sich beim dystonen Tremor um ein Leit- oder Begleitsymptom Handel. Mediziner:innen, so auch die neue Leitlinie Dystonie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sprechen von einem "Begleitsymptom".


Für Betroffene stellt der dystone Tremor jedoch - aufgrund seiner stigmatisierenden Erscheinung sowie den mit ihm einhergehenden körperlichen Funktionsbeeinträchtigungen eine Leitsymptom dar. Kurzum: Deshalb diese Rubrik sowohl unter Leit- als auch Begleitsymtom.

Dystoner Tremor - 15:28 min ff.

Zittern - Dystoner Tremor


Beschreibung im Allgemein

Lebewesen - auch Menschen - zittern fortwährend. So sind unsere Muskeln, und mit ihnen unsere Körperglieder, stets, auch wenn wir ruhen, wechselnd an- und entspannend aktiv. Dieses Wechselspiel erfolgt derart rasch, dass es für unsere Augen nicht wahrnehmbar ist. Überdies sind wir von Anbeginn des Lebens daran gewöhnt, so dass wir es nicht spüren.


Beschreibung im Besonderen

Unser fortwährend normales das sogenannte physiologische Zittern dient im Wesentlichen der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sowie dem Aktivhalten des Körpers für anstehende Bewegung. Bei Kälte und Anspannung zittert unserer Körper bereits von Natur aus mehr, als bei Wärme und Entspannung.


Vom normalen Zittern, also dem physiologischen Tremor, ist das wiedernormale Zittern, der unphysiologische Tremor abzugrenzen. Dieser kann als eigenständige Erkrankung oder als Symptom einer anderen Erkrankung vorkommen.


Das dystone Zittern, auch dystoner Tremor, genannt, ist somit ein Symptom einer Dystonie. Es handelt sich um einen symptomatisches Tremor.


Auch beim dystonen Tremor wird zwischen einem Ruhetremor und einem Aktionstremor unterschieden. Letzterer kann in Haltetremor, Bewegungstremor und Intentionstremor (Zielbewegungstremor) unterteilt werden.


Die Intensität eines dystonen Tremors hängt zunächst von der Art der Dystonie ab. Hinzu kommen motodynamische Gegebenheiten (Körperhaltung und Aktitivitätsniveau), psychodynamische Aspekte (seelische Verfassung und psychische Gesundheit) sowie weitere beeinflussbare wie nicht beeinflussbare (Umwelt)Faktoren.


Vom dystonen Tremor  ist ein dystonieassoziierter Tremor - eine Form der ungewollten dystonen Mitbewegungen - abzugrenzen, der bei Dystoniebetroffenen in dystonieferner Muskulatur vorkommen kann. Gleich ob dystoner oder dystonieassoziierter Tremor, ein Tremor ist für unseren Körper selbst grundsätzlich unschädlich.


Entstehungsursachen

Beim dystonen Tremor handelt es sich um ein erkrankungsbedingtes Zittern in einer Stärke von 3-7 Hertz, also Schwingungen pro Sekunde. Es ist die Folge einer hirnorganisch verursachten fortdauernden, unnatürlichen rhythmische Mikroanspannung der antagonistischen Muskeln, also den gegenspielenden Muskeln von bzw. bei bewegungs- und haltungswirkenden Muskelpaaren.


Beispiele für dieses Zittern sind der dystone Kopf-, Schreib- oder Stimmtremor. Beim Kopftremor spricht man auch vom Kopfwackeln, wenn das Zittern gröber ausgeprägt ist.


Beim Kopftremor wird zwischen dem Ja-Ja-Tremor (vertikales Zittern) und dem Nein-Nein-Tremor (horizontales Zitter) unterschieden, je nach Ausrichtung der unwillkürlich-fortdauernden Kopfbewegung.


Der Horizontaltremor ist das therapiefreundlichere Kopfzittern, weil fehlaktivierte, den Hals haltende Nackenmuskeln, diesen auslösen. Diese sind jedoch verhältnismäßig leicht zu identifizieren und mit Botolinumtoxin erfolgreich zu therapieren.


Der Vertikaltremor ist hingegen das deutlich schwierigere zu therapieren Halszittern, da an ihm sowohl Beuge- wie Haltemuskulatur (und diese in unterschiedlicherer Ausprägung) beteiligt sein können. Das wirkungsvolle Injizieren von Botolinumtoxin ist demgemäß wesentlich anspruchsvoller und bedarf einem großen Erfahrungsschatz.

Auswirkungen

Davon unbenommen beeinträchtigt das Zittern Betroffene körperlich dennoch. Ein Ruhetremor kann zu Einschlafstörungen führen. Ein Aktionstremor vermag die (Fein)Motorik zu beeinflussen, was zur Folge hat, dass gewohnte Tätigkeiten aller Art kaum oder schlimmstenfalls gar nicht mehr ausgeführt werden können. Stark Betroffene sind mitunter fortwährend der Hilfe angewiesen, sei es bei der Körperpflege, Nahrungsaufnahme, im Haushalt und auch darüber hinaus.


Neben körperlichen Folgen kann dystones Zittern auch zu negativen seelischen Auswirkungen führen. Das tremorbedingte Unvermögen und daraus häufig resultierender zeitlicher Mehraufwand oder Mehrarbeit in Folge von Missgeschicken wird von Betroffenen häufig als strapaziös oder als Niederlage erlebt und vermag  Frustration und Aggression auszulösen. Benötige Hilfe wird mitunter zudem als "entwürdigend" erlebt. Hinzu kommt Scham, vor allem in der Öffentlichkeit. Denn nicht selten vermuten Unkundige hinter dem Zittern eine Alkoholerkrankung.


Behandlungsmöglichkeiten

Die Therapie des dystonen Tremors folgt denen der Dystonie. Sie wird vorwiegend medikamentös oder vermittels  Botulinumtoxin-Injektionen vorgenommen.


Injiziert man Botolinumtoxin in tonuserhöhte Haltemuskulatur, um die Beweglichkeit eines Körperteils zu erhöhen, kann sich dadurch das Zittern verstärken. Das verstärkte Zittern wird von den Betroffenen zumeist als störender, denn die mangelnde Bewegung empfunden. Insbesondere bei Zervikalen Dystonien, bei denen das Zittern das Sehen beeinträchtigt, wird eine vom Grunde her erfolgreiche Therapie, häufig als eine Verschlimmerung der Symptome wahrgenommen.


Wie auch immer, erweist sich ein Zittern als therapieresistent, kann unter Umständen eine Tiefe Hirnstimulation geboten sein.

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