Krampfen

Dystonie Leitsymptom Krampfen

Dystone Muskelkrämpfe

Krämpfe sind nicht gleich Krämpfe


Fast jede bzw. jeder hatte ihn schon einmal; einen Muskelkrampf, entweder, weil Du Dich vielleicht überanstrengt hast oder, weil es Dir vielleicht, warum auch immer, an Flüssigkeit und/oder Mineralstoffen gemangelt hat.


Wie auch immer: Ein Muskelkrampf ist dabei zunächst einmal nicht anderes als eine plötzlich  einsetzende, kurze und meist schmerzhafte Anspannung  eines  Muskels oder einer  Muskelgruppe. Im Regelfall entspannt sich der betroffene Muskel bzw. die betroffene Muskelpartie rasch wieder. Gelegentlich bleibt für eine Weile ein Ziehen, vergleichbar mit Muskelkater, zurück.


Dystone Krämpfe sind anders.

Ganz anders!


Unbenommen von Fitness, Bewegung, Flüssigkeit oder Mineralstoffen, krampfen Dystonie bedingt grundsätzlich immer ein und dieselben Muskeln bzw. Muskelgruppen auf ein und die selbe Weise. Immer und immer wieder. Im Laufe der Zeit weiten sich diese Krampfgeschehen bei den meisten Dystoniebetroffenen aus ...


Es gibt milde, mittelschwere und starke dystone Krämpfe. Entsprechend verhält es sich mit den daraus resultierenden Funktionsbeeinträchtigungen und Schmerzen. Wie auch immer: Mit dystonen Krämpfen ist echt nicht zu scherzen!

Dystonie, Torsion und Distorsion

Die schraubenden Muskelverkrampfung sind bei Dystoniebetroffenen im Wesentlichen das Ergebnis einer Fehlfunktion unserer paarigen, aus Agonisten und Antagonisten bestehenden Skelettmuskeln, die nicht (mehr) auf einander abgestimmt an- und entspannen (können).

Verdreht Fehlhaltungen sind bei Dystoniebetroffenen zumeist das Ergebnis mehrjähriger schraubender Muskelverkrampfungen. Diese führen dazu, dass sich Sehnen und Bänder in Drehrichtung verkürzen und sich mitunter zudem Muskel- in Bindegewebe umwandelt, was wiederum zu bizarr anmutende Fehlhaltungen einzelner Körperglieder oder schlimmstenfalls gar Körperpartien führen kann.


Krampfen der dystonen Art:

Schraubende Bewegungen

und verdrehte Haltungen

 

Bei Dystonie verkrampfen Skelettmuskeln unter anderem auf eine Weise, die dazu führt, dass Betroffene unter anderem von unwillkürlichen, sich wiederholenden „schraubenden Bewegungen“ und „verdrehte Körperhaltungen“ betroffen sind. „Typisch für Dystonie!“, sozusagen. Auch deshalb wurde früher die „Generalisierte Dystonie“, also jene, die große Teile oder den ganzen Körper betrifft, als „Torsionsdystonie“ bezeichnet.

 

Medizinisch werden derartige schraubende Bewegungen und daraus resultierende verdrehte Körperhaltungen als „Torsionen“ bezeichnet. Wie auch immer: Wird bei den schraubenden Bewegungen der natürliche Bewegungsspielraum einer Körperstruktur überschritten, kommt es zu einer „Distorsion“, die alltagssprachlich Verstauchung, Zerrung oder Dehnung. 


Von Distorsionen sind Menschen, bei denen die Dystonie eine eigenständige Erkrankung ist, eher selten betroffen. Diese sind häufig vielmehr von muskuloskelateralen Dauerschmerzen betroffen, die darauf zurückzuführen sind, dass die fehlaktiven Muskeln daueraktiv sind und Sehnen, Bänder und Gelenke auf eine Weise überfordern, die Schmerzen zur Folge haben.


Bei Menschen, die ein Erkrankung haben, bei der Dystonie eines mehrerer Begleitsymptome darstellt, kann dies hingegen durchaus vorkommen, so etwa beim Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS). Eine mit dieser Erkrankung einhergehende Gewebeschwäche begünstigt gar Distorsionen gar. Hinzu kommen Dislokalisationen, also Ver- und Ausrenkung der Gelenke schwer betroffenen Strukturen.


So oder so: Dystonie hat viele Gesichter! Unwillkürliche und sich wiederholende schraubende und Bewegungen sowie verdreht Körperhaltungen

ist jedoch nahezu allen gemein.

Kampfintensität

Körperliche Bewegung kann dystone Krampfgeschehen verstärken oder lindern.

Psychischer Extremstress, vergleichbar mit einem Trauma, führt regelmäßig zu einer Verstärkung dystoner Krampfgeschehen.

Extreme Hitze und feuchte Kälte sind

dystone Krampfverstärker.

Psychische Dauerbelastungen können dazu führen, dass sie dystone Krampfgeschehen

sich dauerhaft verstärken.

Infekte aller Art führen regelmäßig zu einer zeitweiligen Verstärkung dystoner Krämpfe.

Immer, mal weniger,

mal schlimmer ...


Die Intensität dystoner Krampfgeschehen hängt zunächst von der Art der Dystonie ab. Hinzu kommen motodynamische Gegebenheiten (Körperhaltung und Aktitivitätsniveau), psychodynamische Aspekte (seelische Verfassung und psychische Gesundheit) sowie weitere beeinflussbare wie nicht beeinflussbare (Umwelt)Faktoren.


Über die Jahre vermögen jedoch dystone Krämpfe quantitativ (Orte) sowie qualitativ (Anzahl und Intensität) zuzunehmen, was wiederum verstärkte Fehlbewegungen, Fehlhaltungen und mitunter auch Fehlstellungen zur Folge haben kann, die wiederum erhebliche motorische Beeinträchtigungen nach sich zu ziehen vermögen.


Die Progredienz dystoner Krampfgeschehen hängt u.a. von der Dystonieart selbst, ihrer therapeutischen Zugänglichkeit sowie der therapeutischen Bereitschaft der Betroffenen selbst ab. Nicht zu unterschätzen ist außerdem der Alterungsprozess des Körpers Dystoniebetroffener zum einen, sowie dystoniebezogener Verschleißprozesse zum anderen. Oder anders formuliert: Bei Dystonie handelt es sich so oder so um eine fortschreitende Erkrankung.


Typisch für Dystonie ist, das phasisch dystone Krämpfe auch als "schraubende Bewegungen" in Erscheinung treten können. Diese bizarr anmutenden Krampfgeschehen ergeben sich daraus, dass sich bewegungsrelevante antagonistische Muskeln wiedernormal und wiederholend episodisch oder fortwährend anspannen und wieder entspannen.


Typisch für Dystonie sind außerdem "groteske Fehlhaltungen", die sich daraus ergeben, dass sich fehlangespannte bewegungsrelevante antagonistische Muskulatur nicht oder nur unzureichend wieder entspannt.


Entstehungsursachen

Bei dystonen Krampfgeschehen handelt es sich um hirnorganisch verursachte Fehlspannungen der Skelettmuskulatur. Sie sind die Folge wiederholend Makroanspannung vornehmlich, jedoch nicht ausschließlich der antagonistischen Muskeln, also den gegenspielenden Muskeln von bzw. bei bewegungs- und haltungswirkenden Muskelpaaren.


Der dystone Körper betreibt fortwährend, zumindest im Wachzustand, sozusagen ein Bodybuilding aus sich selbst heraus. Dies hat zur Folge, dass manche Muskeln über- und andere wiederum untertrainiert sind. Fehlbewegungen und -haltungen nehmen zu. Im schlimmsten Fall kommt es zu Fehlstellungen, die Betroffene aktiv bzw. selbstständig nicht aufzulösen vermögen.


Auswirkungen

Davon unbenommen beeinträchtigen dystone Krampfgeschehen Betroffene körperlich. Der Nicht-Erwerb motorischer Fertigkeiten bei Kindern oder der Verlust eben dieser, bedingen, je nach Ausprägung, einen fortwährenden Unterstützungsbedarf. Schmerzen, körperliche Erschöpfung und Schlafstörungen prägen den Alltag zahreicher Dystoniebetroffener.


Neben körperlichen Folgen haben dystone Krampfgeschehen höchst überwiegend auch negative seelische Auswirkungen. Motorische Mangelfertigkeiten sowie für Dritte fortwährend wahrnehmbare abnorme Bewegungen, Schmerzen, körperliche Erschöpfung und Schlafdefizit führen nicht selten zu Frustration, Aggression, Depression, was bei vielen Betroffenen wiederum in einem sozialen Rückzug mündet.


Therapiemöglichkeiten

Die Therapie dystoner Krampfgeschehen folgt denen der Dystonie. Je nach Form und Ausprägung sowie mit ihnen einhergehenden Beeinträchtigungen  wird entweder und/oder auf zentral wirkende muskelentspannende Medikamente oder  Botulinumtoxin-Injektionen zurückgegriffen. Bei Therapieresistenz ist unter Umständen eine Tiefe Hirnstimulation. In besonders schweren Fällen kommen zusätzlich dennoch Medikamente und Botox-Injektionen zum Einsatz.

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