Pharmakotherapien

Dystonie und Pharmakotherapie

Medikamente


Als Pharmakotherapie bezeichnet man die Behandlung von Erkrankungen und deren Folgen mit Hilfe von Arzneimitteln bzw. Medikamenten.


Medikamente enthalten Wirkstoffe, die der Heilung, Linderung oder Verhütung von Erkrankungen und Erkankungsfolgen dient.


Medikamente können in Form von Pillen, Tabletten, Kapseln, Tropfen, Saft, Sirup, Granulat, Pulver, Pasten, Salben, Emulsionen, Gels, Sprays, Pflaster, Injektionen, Infusionen oder über Pumpen verabreicht werden.


Medikamente sind, je nach Inhaltsstoffen, verschreibungspflichtig oder frei verkäuflich.

Die konkrete Ausführung der Pharmakotherapie ist die Medikation.

Dystoniemedikamente?

Fehlanzeige!


Es gibt keine speziellen "Dystoniemedikamente", wie es zum Beispiel Medikamente gegen Kopfschmerzen gibt. Dies liegt nicht an einer entwicklungsträgen oder gar desinteressierte Pharmaindustrie, vielmehr sind die dystonen Symptome derart vielfältig, dass es für sie kein allumfassendes "Wundermittel" geben kann.


Bei der Behandlung von Dystonie werden in der Folge Medikamente verschrieben, die einzeln oder in Kombination mit anderen, dystone Symptome zeitweilig wenigstens zu lindern vermögen.

Die Kunst bei der medikamentösen Behandlung von Dystonien besteht darin, die Wirkungen und Nebenwirkungen auf eine Weise auf einander abzustimmen, dass Dystoniebetroffene noch "alltagstauglich" sind.

Medikamentöse Darreichung

bei Dystonie


Medikamente können oral (über den Mund), anal (über den After), transdermal (über die Haut), subkutan (unter die Haut), intramuskulär (in den Muskel), intravenös (in die Vene) und intrathekal (in die Rückenmarksflüssigkeit) verabreicht werden.


Bei Dystoniebetroffenen sollte bei der Darreichungsform von Medikamenten neben den herkömmlich Dingen, wie Wirkeintritt, Wirkstabilität und Toleranz von Neben- und Wechselwirkungen, zusätzlich unbedingt auf Folgendes geachtet werden:


  • (Fein)Motorische Fähigkeiten/Fertigkeiten
  • Kau- und Schluckfähigkeiten/Fertigkeiten
  • Tageszeitliche und andere Schwankungen der vorgenannten Fähigkeiten und Fertigkeiten
  • Verfügbarkeit von Verabreichungshelfenden

Medikamente bestehen grundsätzlich aus Wirk- und Hilfsstoffen (Trägersubstanzen). Neben- und Wechselwirkungen, z.B. Allergien, können sowohl von den Wirk- als auch Hilfsstoffen verursacht werden.

Medikamentenplan

bei Dystonie


  • Ein Medikamentenplan bildet die von einer Person dauerhaft, bei Bedarf und ggf. im Notfall einzunehmenden Medikamente einschließlich Dosis und Einnahmezeitpunkt vollständig ab.


  • Nimmt jemand mehr als drei Medikamente für länger als einen Monat ein, ist es die Pflicht des bzw. der Hauptverordnenden, einen Medikamentenplan auszustellen.


  • Ein Medikamentenplan sollte grundsätzlich vom Hausarzt bzw. der Hausärztin angelegt und fortwährend aktualisiert werden. Es gibt ihn einerseits in Papierform, andererseits digital.



  • Der Medikamentenplan zielt darauf ab, dass die vorordneten Medikamente zur richtigen Zeit in der korrekten Menge eingenommen werden. Die Übersicht soll zudem mögliche Neben- und Wechselwirkungen "sichtbar" machen.


  • Bei Dystoniebetroffenen sollte der Medikamentenplan, so Medikamente verordnet, Angaben zur Dauermedikation (täglich bzw. regelmäßig unveränderte Einnahmen), zur Bedarfsmedikation (bei Bedarf zusätzlich zu den täglichen bzw. regelmäßigen Einnahmen) sowie Notfallmedikation enthalten.


  • Der Medikationsplan sollte in mehrfacher Ausfertigung vorhanden sein und folgenden Personen bzw. Organisationen oder Unternehmen in der stets aktuellen Form zur Verfügung stehen:
  • allen behandelnden Ärztinnen und Ärzten
  • der/dem Apotheker*in des Vertrauens
  • allen betreuenden Personen/Diensten
  • allen pflegerischen Personen/Diensten


  • Schließlich bietet es sich an, eine Kopie des Medikamentenplans in die "Notfalldose" zu geben ...


Zur "Notfalldose"

Dystonie und "medizischisches Cannabis" (CBD + THC)


Dystoniebetroffene sind schmerzgeplagt. Viele von ihnen sind von chronischen Schmerzen betroffen. Am häufigsten sind muskuloskelaterale Schmerzen, also jene Schmerzen, die aufgrund der dystonen Symptome (unwillkürliches Zittern, Zucken und Krampfen) samt ihrer Folgeerscheinungen (Fehlbewegungen, -haltungen und -stellungen) im Bewegungsapparat (Muskeln, Bändern, Sehnen du Gelenken) entstehen.


"Medizinisches Cannabis" (CBD + THC) wird in der ärztlichen Praxis zunehmend auch zur Bekämpfung  von Schmerzen eingesetzt. Erste Studien liefern vielversprechende Ergebnisse für Dystoniepatient:innen.


Die Wirksamkeit liegt darin begründet, dass das "medizinische Cannabis" (CBD + THC) die Skelettmuskulatur entspannt, weshalb nach Einnahme zeitweilig die dystonen Symptome nachlassen. In der Folge nehmen Fehlbewegungen, -haltungen und -stellungen ab. Beides bewirkt, dass die muskuloskelateralen Schmerzen nachlassen, in einigen Fällen für eine Weile gar gänzlich verschwinden. Zudem hemmt "mediznisches Cannabis" wohl auch die Adrenalinausschüttung, was Stress und Ängste lindert und außerdem zur mentalen Entspannung beiträgt.


Schlussendlich stellt sich die Frage, ob es sich bei beim "medizinischen Cannabis" um eine Droge handelt. Diese ist mit einem klaren „Nein!“ zu beantworten, da es keine psychoaktive, also das Bewusstsein verändernde Wirkung entfaltet.


Doch Achtung: Es gibt CBD-haltige Produkte (ohne THC) etwa in Form von Ölen, Kosmetika, Tinkturen etc. Hierbei handelt es sich ausdrücklich nicht um "medizinisches Cannabis". Sämtliche dieser Produkte weisen einen CBD-Gehalt von unter 0,2%, weshalb sie, unbenommen des Placeboeffektes, medizinisch nachweislich wirkungslos sind und deshalb auch nicht mit gesundheitsbezogenen Aussagen beworben oder vertrieben werden dürfen.

"Lachen ist die beste Medizin!", sagt der Volksmund.

Vielleicht nicht immer die Beste, jedoch eine Wichtige!

Medikamente zur Linderung dystoner Symptome


  • Es gibt kein Medikament gegen Dystonie - sogenannte "Antidystonika" - lediglich welche, die dystone Symptome zu lindern vermögen.


  • Zur Behandlung dystoner Symptome werden je nach Ursprung und Art sowie Stärke einer Dystonie sowie Alter der betroffenen Person, regelmäßig Medikamente aus folgenden Medikamentengruppen, mitunter auch in Kombination, verordnet:


  • Muskelrelaxantien
  • Antiparkinsonika
  • Antiepileptika
  • Anxiolytika
  • Anticholinergika
  • Anticonvulsiva
  • Neuroleptika
  • Psychopharmaka


  • Medikamente, die einer dieser Gruppen hinzuzurechnen sind, sollen grundsätzlich den Muskeltonus senken, in dem sie im zentralen Nervensystem muskelentspannend wirken oder die Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln hemmen. Sowohl als auch lindert dystone Symptome und damit häufig auch Schmerzen.


  • Einige Medikamente wirken zudem "schlafanstoßend". Dies ist für jene hilfreich, die von Dystonie stärker betroffen sind und - ob der im Liegen fortdauernden oder sich gar verschlimmernden dystonen Symptome - nicht in den Schlaf finden oder durchschlafen können.

Alles was wirkt, hat zumeist auch Neben- und Wechselwirkungen. Das Eine gilt es stets gegen das Andere abwägen. Das Einzige, worum es geht sollte, sind motorische Funktionalität und damit Lebensqualität!

Dystonie und Psychopharmaka:

Den Teufel mit dem Beelzebub  austreiben ...


Manche Neurologinnen und Neurologen setzen zur Behandlung dystoner Symptome Psychopharmaka ein. Hier ist große - nein, größte Vorsicht als Betroffen/r geboten!


Bevor Psychopharmaka zur Behandlung dystoner Symptomen eingenommen werden, sollten folgende Aspekte zwischen Behandler/in und Betroffnen geklärt worden sein:


  • Alle Beteiligten wissen, dass es sich bei Dystonie höchstüberwiegend um eine hirnorganische Erkrankung handelt.


  • Alle Beteiligten wissen, dass Psychopharmaka eine Dystonie unumkehrbar auslösen, neue dystone Symptome entstehen lassen oder bestehende Symptome verschlimmern können (vgl. hierzu "Tardive Dystonie").


  • Alle Beteiligten haben Nutzen und vorgenannte Risiken offen angesprochen und gegeneinander abgewogen.

Mit Schmerzen ist bei Dystonie nicht zu scherzen! Dies vor allem, weil sie dystone Symptome nachweislich auslösen oder verstärken können. Dystoniebetroffene, die von Schmerzen geplagt werden,

sollten sich ergänzend einer professionellen Schmerztherapie unterziehen.

Share by: