Leitsymptome

Dystonie und Leitsymptome

Hier erfährst Du etwas über kennzeichnende Symptome einer Dystonie


#Symptome #Leitsymptome #Zittern #Zucken #Krampfen #Fehlbewegungen #Fehlhaltungen #Fehlstellungen #Dystoner Tremor #Schlaf #Motodynamik #Psychodynamik

Symptom altgriechisch 

σύμπτωμα; symptoma "zufallsbedingter Umstand"

sym- συν, "zusammen", "miteinander" und -ptoma πτῶμα; "Fall"

Dystonie hat 1.000 Gesichter

Nicht jeder bzw. jede, die bzw. der eine genetische Veranlagung zum Ausprägen einer Dystonie in sich trägt, bekommt diese auch. Die persönliche gesundheitliche Gesamtsituation sowie Umweltfaktoren spielen mitunter

eine zudem auslösende Rolle.

Bei dem bzw. der Einen so,

bei dem bzw. der Anderen anders ...


Dystonie hat 1.000 Gesichter. Oder: Dystonien der selben Art mögen vergleichbar in Erscheinung treten. Davon unbenommen entwickeln Betroffene jedoch höchst unterschiedliche Symptome.


Vom Grunde her wird zwischen Leit- und Begleitsymptomen unterschieden.


  • Leitsymptome sind jene, die grundsätzlich bei allen Dystoniebetroffenen über Kurz oder Lang in Erscheinung treten.


  • Begleitsymptome sind jene, die sich aufgrund bzw. infolge der Leitsymptome zu eben diesen hinzugesellen.


Folgende unwillkürlich und wiederholt auftretenden Leitsymptome sind für Dystonie charakteristisch:


  • Zittern*
  • Zucken
  • Krampfen


Betroffen ist die Skelettmuskulatur, also jene ca. 650 Muskeln in unserem Körper, die uns bewegen und halten. Die Leitsymptome sind grundsätzlich, wie auch immer, allesamt die Folge, vereinfacht erklärt, einer hirnseitig unzureichenden Aussendung hemmender Signale an die Skelettmuskulatur, was wiederum dazu führt, dass diese unwillkürlich zitternd, zuckend und/oder krampfend teilweise

oder in Gänze überaktiv ist.

Dystonie und die (Un)Sichtbarkeit von Leitsymptomen

Dystonie ist häufig ein Gequäle,

für Körper und Seele ...


Die dystonen Leitsymptome, also das unwillkürliche und fortdauernde Zittern, Zucken und Krampfen der Skelettmuskulatur können sichtbar, jedoch auch unsichtbar sein; je nach Ausprägung, je nach betroffenem Körperteil bzw. betroffener Körperregion und je nach "Tagesform".


Die Leitsymptome führen, je nach Ausprägung, zu Fehlbewegungen, Fehlhaltungen und, in seltenen Fällen, gar Fehlstellungen. Diese motorischen Fehlfunktionen, zusammenfassend auch als Bewegungsstörungen bezeichnet, können, gleichsam je nach Ausprägung, die Betroffenen körperlich einschränken bzw. beeinträchtigen.


Je nach Intensität und Umständen der körperlichen Beeinträchtigungen, können Dystoniebetroffene persönlich, familiär, in ihrer Freizeit und im Beruf auf Unterstützung angewiesen sein; einige benötigen Unterstützung bei der Körperpflege, andere im Haushalt oder außer Haus. Einige Wenige sind auf eine Rundum-Unterstützung angewiesen.


Spätestens in dem Moment, in dem Dystoniebetroffene regelmäßig auf die Unterstützung Dritter angewiesen sind, spätestens dann empfiehlt es sich für diese, einen Pflegegrad bei der Pflegekasse, die der Krankenkasse angegliedert ist, zu stellen. Keine falsche Scham oder Scheu! Genau dafür ist sie da.

* Zittern: Ein Leit- oder Begleitsymptom?

Permanentes Zittern kann verbittern!

Dystoner Tremor


Die meisten Dystoniebetroffenen kennen es: Zittern. Mal mehr mal weniger. Mal mit mehr, mal ohne Folgen für eine zielgerichtete Bewegung.


Wie auch immer: Bei dem sogenannten dystonen Tremor handelt es sich um ein abnormes Zittern mit einer Frequenz zwischen 3-7 Hertz. Dieses Zittern ergibt sich daraus, dass gegenspielende Muskeln stärker angespannt sind, als sie es eigentlich sein sollten. Oder anders formuliert: Das hirnorganisch gesteuerte und deshalb bei gesunden Menschen automatisch wechselwirkende "Zusammenspiel" zwischen "spielender" und "gegenspielender" Muskulatur ist gestört.


Ein dystones Zittern kann sichtbar, aber auch unsichtbar sein. Zahlreiche Dystoniebetroffene berichten regelmäßig von einem "inneren Zittern", also einem Tremor, den sie spüren, der Dritten jedoch nicht auffällt. Bemerkenswert ist, dass 50% aller Dystoniebetroffenen ihren dystonen Tremor, in seiner zunächst unsichtbaren Form, als "erstes Symptom" wahrgenommen haben; einige Betroffene bis zu fünf Jahren, bevor weitere Symptome aufgetreten sind (vgl. hierzu auch Norris u.a., 2016).


Schlussendlich stellt sich die Frage, ob der dystone Tremor ein Leit- oder Begleitsymptom ist. Zahlreiche Mediziner:innen, so auch die neue Leitlinie Dystonie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie sprechen von einem "Begleitsymptom".  Für zahlreiche Betroffene stellt er jedoch, zuvorderst aufgrund seiner mit ihm häufig einhergehenden Funktionsbeeinträchtigungen sowie mitunter stigmatisierenden Erscheinung, eine Leitsymptom dar. Deshalb diese Rubrik sowohl unter

Leit- als auch Begleitsymptom.

Dystonie im Schlaf

Ruhet sanft,

dystone Symptome ...


Bemerkenswert ist, dass Dystonien bzw. dystone Symptome im Schlaf grundsätzlich ruhen. Dies liegt im Wesentlichen darin begründet, dass die Skelettmuskulatur im Schlaf im Allgemeinen erschlafft, weshalb auch Dystonie bzw. die dystonen Symptome im Schlaf im Besonderen verschwinden. Oder: Schläft eine dystoniebetroffene Person, schläft grundsätzlich auch deren Dystonie. Wachen Dystoniebetroffene auf, erwachen mit ihnen auch deren dystone Symptome.

Dystonie und Motodynamik

Wer sich bewegt, oder eben nicht, hat verloren!

Bedeutung von Körperhaltung

und Intensität körperlicher Bewegung


Dystonie ist eine neurologische UND – so neueste wissenschaftliche Erkenntnisse – zudem eine motodynamische Bewegungsstörung, deren Schweregrad neben Ursache und Form überdies  maßgeblich auch von der Körperhaltung der betroffenen Person sowie ihrem Aktivitätsniveau abhängt (vgl. hierzu Pana, A. und Saggu BM (2021) in StatPearls Treasure Island (FL): StatPearls Publishing).


Was die Körperhaltung anbelangt, so kann eine dystoniebetroffene Personen ihre Arme und Hände im Sitzen unter Umständen funktional kontrollieren, im Liegen vielleicht nicht; oder umgekehrt. Im Sitzen vermag manche Dystoniebetroffene Schritte zu simulieren, im Stehen jedoch nicht.


Was das Aktivitätsniveau betrifft, verhält es sich ähnlich. Am Beispiel des Stehens und Gehens erklärt, gibt es etwa Dystoniebetroffene, deren Zittern des Kopfes, Halses oder eines bzw. beider Arme

abnimmt oder gar verschwindet, wenn sie laufen. Erstaunlicher noch: Je schneller manche Dystoniebetroffene gehen, desto geringer Ihre Beschwerden; oder eben auch umgekehrt.


Diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind, für Betroffene, die dies mitunter aus dem eigenen Erleben bereits zwar wussten, dennoch bahnbrechend. Das liegt darin begründet, dass zahlreiche Ärztinnen und Ärzte – so auch Neurolog:innen – diese „dynamischen Phänomene“ bei Dystoniebetroffenen entweder nicht ernst genommen oder vornehmlich auf „psychische Belastungen“ aller Art zurückgeführt haben.

Dystonie und Psychodynamik

Auf die Dauer der Zeit nimmt bei Dystoniebetroffenen die Seele

die Farbe der Symptome an!

Lensch 6/2022

Stress stresst auch Dystonie


Der Schwergrad einer Dystonie bzw. die Intensität dystoner Symptome hängt zunächst von ihrer Ursache und Art ab. Hinzu kommen sodann physiodynamische Faktoren. Nicht unerwähnt bleiben sollten zudem psychodynamische Prozesse, also die seelische Verfassung einer von Dystonie betroffenen Person, die ergänzend Einfluss  auf die Intensität dystoner Symptome nehmen kann.


Was psychodynamische Prozesse anbelangt ist vom Grunde her zwischen folgenden Auslösern zu unterscheiden:


  • Psychische Unpässlichkeit

Seelisch-situativer bzw. spontaner Stress von kurzer Dauer; z.B. ein unerwartetes Ärgernis


  • Psychische Störung

Seelisch-anlassbezogener Stress von mittelfristiger Dauer; z.B. ein Burnout aufgrund beruflicher Überforderung


  • Psychische Erkrankung

Seelischer Dauerstress mit Auswirkungen

auch auf den Alltag und die Sozialfähigkeit;

z.B. eine Angsterkrankung


Wissenswert ist, dass sowohl negativer als auch positiver Stress dystone Symptome zu verstärken vermögen; also z.B. Freude gleichsam wie Trauer.

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