Speichelfluss

Dystonie  Speichelfluss

Hier erfährst Du in aller Kürze etwas zu widernatürlichem Speichelfluss bei Dystonie

#Speiche #Saliva #Sialorrhoe #Hypersalivation #dystonieassoziierte Sialorrhoe #Schluckstörung #Dysphargie #Logopädie #Ergotherpie #Botolinumtoxin

Dystoniebedingt erhöhter Speichelfluss

"Das ist voll peinlich, wenn ich

als Erwachsener wie ein Baby sabbere!"

Dystoniebetroffener

"Wenn ich nicht zu Hause bin, halte mir

fast immer ein Taschentuch vor den Mund."

Dystoniebetroffene

"Corona und die Maskenpflicht sind für mich ein Segen. Endlich werde ich nicht mehr so angeglotzt!"

Dystoniebetroffner

Wenn Dystoniebetroffene Speichel

nicht im Mund halten können


Ein sehr unangenehmes und regelmäßig von Dystoniebetroffenen sowie deren Angehörigen als "hoch peinlich" empfundenes Begleitsymptom einer dystoner Bewegungsstörung kann, vor allem bei einer Generalisierten oder Oromandibulären Dystonie, eine sogenannte „Sialorrhoe“ sein, die mitunter auch als „Hypersalivation“ bezeichnet wird (lat. Saliva zu dt. Speichel).


Beide medizinischen Begriffe stehen zunächst lediglich für eine verstärkte bzw. übermäßige Speichelproduktion. Tritt diese jedoch infolge oder gepaart mit mangelnden muskulären Möglichkeit auf, diesen im Mund zu (be)halten und/oder zu schlucken , kann von einer "dystonieassozierten Sialorrhoe" gesprochen werden.


Bei einer dystoniebedingten Sialorrhoe produzieren die Speicheldrüsen im Mund, zumeist bedingt durch fortwährende dystone Bewegungen im Gesicht und Mund-Rachen-Raum, verstärkt Speichel, der – aufgrund dystoner Fehlspannungen im selben Bereich – nur bedingt oder eben nicht im Mund gehalten oder aufgrund außerdem bestehender Schluckstörungen - also einer Dysphargie - nicht abgeschluckt werden kann.


Außerdem vermögen "dystone Kaubewegungen", ohne das sich Nahrung im Mundraum befindet, und/oder fortwährende Zungenbewegungen die Speichelproduktion weiter anzuregen. Eine damit einhergehende dystone Fehl- bzw. Unterspannung der Lippen- und Wangenmuskulatur führt sodann dazu, dass Speichel fortwährend oder, je nach Haltung des Kopfes, aus dem Mund tropft, rinnt oder gar fließt.


Erste Anzeichen einer "dystoniebedingten Sialorrhoe" sind die Folgenden:


  • Beim Senken des Kopfes oder seitlich liegend fließen kleinste Mengen Speichel aus dem Mund.


  • Beim Zähneputzen rinnen Speichel und Zahnpasta unkontrolliert aus dem Mund.


  • Beim Sprechen, Husten und Niesen kann Speichel nicht vollständig im Mund gehalten werden.


Die Einnahme bestimmter Medikamente kann eine dystoniebedingte Sialorrhoe durchaus verstärken. Selbiges gilt für den Genuss säurehaltige Getränke und Lebensmittel.


Eine dystoniebedingt "feuchte Aussprache", Speicheln und Sabbern führen regelmäßig dazu, da als peinlich und unangenehm empfunden werden, dass sich Betroffene sozial zunehmend zurückziehen. Restaurant- und Kneipenbesuche lassen nach, wie der Besuch von Familien- und Geburtstagsfeiern. Dies vor allem auch, weil Nahrungsaufnahme in Gesellschaft und die Anspannung sowie der Stress durch die Blicke Dritter den Speichelfluss mithin verstärken. Schließlich wissen Betroffene um den Umstand, dass sich Dritte durchaus vor ihrem Speichelfluss ekeln.

Therapiemöglichkeiten

Die Medizin hat vielfältige Therapiemöglichkeiten!

Die Medizin kann helfen!


Betroffene von einer "dystonieassoziierten Sialorrhoe" sollte sich, aus vielerlei Gründe, rasch in ärztliche Behandlung begeben. Zum einen führt ein fortwährender Speichelfluss dazu, dass der Körper auf diesem Wege Mineralstoffe, Salze und Eiweiße sowie Enzyme und Abwehrstoffe verliert, die sich in der Spucke befinden. Zum anderen ist der Flüssigkeitsverlust ist nicht zu unterschätzen. Gerade auch deshalb, weil Betroffene nicht selten versuchen, durch wenig Flüssigkeitszufuhr, ihr "Problem" in de Griff zu bekommen.


Grundsätzlich überprüfen Ärzt:innen zunächst die  Medikamenteneinstellung zur Behandlung der Grunderkrankung und passt diese, sollte sie ursächlich sein, an. Bei Schluckstörungen vermag eine logopädische Therapie zu helfen. Auch Ergotherapie im Gesichtsbereich, bei der die Funktion des Kiefers normalisiert wird, stellt eine Behandlungsmöglichkeit dar.


In Einzelfällen können Injektionen von Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen injiziert werden, was den Speichelfluss gezielt hemmt. Diese Behandlungsmethode wird aufgrund des hohen Nutzens im Vergleich zum geringen Risiko sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen angewandt.


Anticholinergika wirken ebenfalls lindernd, haben jedoch aufgrund der Wirkung im ganzen Körper, durchaus auch unangenehme Nebenwirkungen, z.B. trockene Augen, Übelkeit oder Schwindel.


Lässt sich der Speichelfluss mit den vorgenannten Therapien nicht maßgeblich lindern, bleibt noch die Möglichkeit einer Operation. Bei dieser kann eine Verödung der Speicheldrüsen oder ein Umlegen und Verschließen der Speichelausführungsgänge bereits eine Verbesserung erzielen. Falls dies nicht hinreicht, können jene Nerven, welche die Funktion der Speicheldrüsen regulieren, durchtrennt werden, um die Speichelproduktion zu reduzieren. Als ein letzter Auswege bliebe die operative Entfernung der den übermäßigen Speichelfluss bewirkenden Drüsen.

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