Dystonie versus Spastik

Dystonie versus Spastik

Hier erfährst Du in aller Kürze was Dystonie und Spastik unterscheidet

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Dystonie oder Spastik?

Dystonie und Spastik können ähnlich aussehen. Hinzu kommt, dass Spastik deutlich häufiger vorkommt als Dystonie. Auch deshalb wird Dystonie häufig über den Kamm der Spastik geschoren.

Kann gleich aussehen,

ist jedoch etwas anderes ...


"Dystonie" und "Spastik" werden regelmäßig miteinander verwechselt. Mitunter auch von Ärzt:innen oder Therapeut:innen. Dies liegt zum einen darin begründet, dass sich diese "muskulären Symptome" in ihrer Erscheinung insofern ähneln, als Muskeln verkrampft sind, was Bewegung erschwert oder gar unmöglich macht und Fehlbewegungen sowie Fehlhaltungen zur Folge haben kann,


Zum anderen ist das Thema "Dystonie", zumindest außerhalb der Neurologie, eher selten auf eine Weise Gegenstand im Studium oder in der Ausbildung, die dafür Sorge trägt, dass die Lernenden die Unterschiede nachhaltig verstehen. So kommt es, dass ein dauerhaftes Krampfen bestimmter Muskeln eben rundweg nicht nur alltagssprachlich und von Laien, sondern vielfach auch von medizinischem Personal als "Spastik" bezeichnet wird.


Die Ursache einer Dystonie ist jedoch eine gänzlich andere als bei Spastik. Und so ist die Verwechselung bzw. Vereinheitlichung von "Dystonie" und "Spastik" insbesondere für Dystoniebetroffene bedeutsam, da sich deren Behandlung zwar ähnelt, etwa wenn es um die Gabe muskelentspannender Medikamente geht, sie jedoch keineswegs gleich ist! Was  etwa Physio- und Ergotherapie oder die Versorgung mit Hilfsmitteln anbelangt, erfordert Dystonie eine völlig andere Betrachtung bzw. Behandlung. Dies vor allem auch, weil auf Spastik ausgerichtete therapeutische Ansätze Dystonie durchaus verschlimmern kann.

Dystonie nicht Spastik

Dystonie kann eine Folge der hirnorganischen Mangelproduktion hemmender Nervenimpulse sein.

Dystonie ist der körperliche Ausdruck eines hirnorganischen Mangels an hinreichend hemmenden Nervenimpulsen


  • Bei Dystonie handelt es sich um eine wechselwirkende Fehlspannungen paarig agierender Skelettmuskulatur, die sich aus einem abnormen Mit- bzw. Gegeneinander ergibt.


  • Dystonien sind grundsätzlich hirnorganisch Ursprungs und zwar insofern, als dass jene Hirnareale, die bewegungsaktivierenden und -hemmenden Nervenimpulse produzieren, zu wenig der Letztgenannten aussenden. Die Ursachen hierfür ist nach wie vor unbekannt.


  • Dystonie äußert sich in einem dauerhaften oder anfallsartigen tendenziell verwringendem Krampfen von Bewegnung- und Haltemuskulatur, was zu unwillkürlichen Fehlbewegungen und Fehlhaltungen führen kann. Zittern und Zucken sind bekannte Begleitphänomene.


  • Dystonie tritt dann verstärkt zu Tage, wenn Betroffene an Bewegung denken, eine Bewegung ausführen wollen.


  • Darüber hinaus vermögen unter anderem bestimmte Berührungsreize, wechselnde Temperaturen, Infekte und Schreckmomente Dystonie zu triggern.


  • Dystoniebetroffene weisen grundsätzlich keine erkrankungstypischen Reflexe auf.


  • Dystonie geht vom Grunde keineswegs mit Sensibilitätsstörungen und ähnlichen Phänomenen einher. Folgeschäden einer Dystonie können diese jedoch durchaus hervorrufen.


  • Kraftverluste sind bei Dystonie höchst selten und kommen, wenn überhaupt, nur partiell vor.


  • Bei Dystonie handelt es sich um eine hirnorganische Fehlfunktion auf Nervenzell- und/oder Netzwerkebene, die sich deshalb vermittels einfacher bildgebender Verfahren nicht darstellen lässt.

Spastik nicht Dystonie

Spasmus, Spastik, Spastiker:in

Spastik ist der körperliche  Ausdruck

gesteigerter Reflexe infolge beschädigter Nerven


  • Bei einer Spastik handelt es sich um eine hyperreflektorische Fehlspannung von Skelettmuskeln, also eine Anspannung bzw. Verkrampfung aufgrund krankhaft erhöhter Reflexe.


  • Die hyperreflektorische Fehlspannung ist auf eine Schädigung bestimmter Nervengewebe im Gehirn und/oder jener auf- oder absteigender Nervenbahnen zurückzuführen, die das Gehirn mit dem Rückenmark und das Rückenmark mit den Nerven verbinden, welche wiederum die Skelettmuskeln aktivieren.


  • Spastik äußert sich in dauerhaft überangespannten Muskeln, die zu leichten, mittelgradigen oder schwer beeinflussbaren Fehlbewegungen oder -haltungen führen können.


  • Spastik tritt grundsätzlich unwillkürlich zu Tage, vor allem wenn Betroffene eine bestimmte Körperhaltung einnehmen oder zielgerichtete Bewegung ausführen.


  • Spastikauslösende Momente, also Trigger, können auch Lachen, Kälte, Berührungen oder ein infektiöse Geschehen sein.


  • Spastik basiert auf pathologisch gesteigerten Reflexen, die auch von Dritten ausgelöst werden können und deshalb als "Spastikbeweis" dienen.


  • Spastik kann mit Sensibilitätsstörungen und Schmerzen einhergehen und schließt Kraftverluste nicht aus.


  • Vereinfacht handelt es sich bei Spastik um fehlangespannte Skelettmuskeln als Folge beschädigter Nerven im Zentralen und/oder peripheren Nervensystem aufgrund ihrer
  • gänzlichen oder teilweisen Durchtrennung
  • dauerhaften oder zeitweiligen Quetschung
  • permanenten oder vorübergehenden Einengung

Dystonie und Spastik

Nein. Menschen können jedoch

Dystonie und Spastik haben!

Dystonie und Spastik oder

"Läuse und Flöhe"


Es gibt Dystoniebetroffene, die zusätzlich von Spastik geplagt werden. Dieses Besonderheit kann das Ergebnis zweier Ausgangssituationen sein.


Zum einen können dauerhafte dystone Fehlbewegungen und Fehlhaltungen dazu führen, dass Nerven beschädigt werden, was wiederum Spastik auslösen kann. Entsprechende Doppelphänomene treten mitunter zu Tage, wenn die Hals- und/oder Lendenwirbelsäule dystoniebedingt verschlissen sind.


Zum anderen gibt es Dystoniebetroffene, die zusätzlich von einer neurodegenerativen Erkrankung, etwa Multiple Sklerose, oder den Folgen eines Hirntraums betroffenen und deshalb neben dystonen Symptomen auch von Spastik geplagt werden können.


Dystonie und Spastik sind sozusagen

eine Form von Läusen und Flöhen!

Dystonie ist nicht gleich Dystonie

DIE Dystonie (und DIE Spastik)

gibt es nicht ...


Dystonie und Spastik können in unterschiedlichen Schweregraden und Ausmaßen sowie mit unterschiedlichen Begleitsymptomen auftreten.


Wie auch immer: Da Dystonie und Spastik mit einer Einschränkung in der Beweglichkeit einhergeht, wird insbesondere Letztere als spastische Lähmung bzw. Parese bezeichnet


Sowohl Dystonie als auch Spastik können sich als leichte Muskelsteifigkeit mit nur geringen Bewegungseinschränkungen oder als dauerhafte Muskelverkrampfung, einhergehend mit abnormen Bewegungen, bis hin zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit äußern.


Der Schweregrad sowohl einer Dystonie als auch Spastik hängt grundsätzlich davon ab, wie ausgeprägt bei


  • Dystonie die hirnorganischen Fehlfunktionen im Gehirn ausgeprägt sind.


  • Spastik die Schäden am bzw. im Zentralen Nervensystem sind.


So gibt es unterschiedliche Arten und Formen sowohl der Dystonie als auch der Spastik. Die Arten beziehen sich auf die Ursache, die Formen hingegen auf die Körperareale, wo diese zutage treten.

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