Isolierte Dystonien

Dystonie Isolierte Dystonien

Monogenetische Dystonien

Je weiter die Digitalisierung in der Humangenetik voranschreitet, desto mehr Dystonie-Gene werden gefunden werden.

Je weiter die Digitalisierung in der Humangenetik voranschreitet, desto kostengünstiger werden auch dystoniebezogene Gentests werden.

Wenn ein bestimmter Gendefekt

zu einer bestimmten Dystonie führen kann


Einige Dystonien sind die Folge von einem, ja, genau einem Gendefekt; sogenannte monogenetische bzw. isolierte Dystonien. Aktuell sind etwa 25 isolierte Dystonien bekannt.


Die Bekanntheit dieser "Dystonie-Gene" verdankt die Medizin der "digitalen Revolution" in der Humangenetik; genau der "Next Generation Sequencing", kurz NGS, einer verbesserten Technologie zur DNA-Sequenzierung, welche das Sanger-Verfahren weitgehend abgelöst hat.


Dank der NGS ist es heute binnen weniger Tage möglich, auf der Basis einer Blutprobe oder auch anderen Körpermaterials, das Genom eines Menschen - also den "genetischen Bauplan" - zu entziffern; ein Vorgang, der noch vor 2020 leicht mehrere Wochen in Anspruch nehmen konnte.


Doch ein entziffertes Genom allein bzw. nur der genetische Bauplan eines an Dystonie erkrankten Menschen verrät noch lange nichts über einen unter Umständen vorliegenden Gendefekt. Das Genom als solches ist nichts anderes als ein "Gen-Gerippe", in Form einer Doppelspirale, das von geketteten Proteinbausteinchen zusammengehalten wird.


Vielmehr gilt es in einem weiteren Schritt das entzifferte Genom, als "Gen-Gerippe" einer von einer Dystonie unbekannten Ursprungs betroffenen Person, mit den genetischen Bauplänen bzw. "Gen-Gerippen" von Personen abzugleichen, die an einer monogenetischen Dystonie erkrankt sind.


Zum Glück gibt es hierfür mittlerweile algorythmusbasierte Computerprogramme bzw. "Dystonie-Analyse-Software", welche bestimmte heute bereits bekannte isolierten Dystonien sozusagen intelligent, weil selbsttätig zu identifizieren vermag.

Dystonie und der Nutzen  humangenetischer Ursachenforschung

Wer suchet, der bzw. die findet?

Nein, mit Bezug zur Dystonie (und vielen anderen genetisch verursachten Erkrankungen), muss man humangenetisch grundsätzlich wissen,

wo nach man sucht.

Wer suchet, der oder die

mitunter findet


Die Fortschritte in der erkrankungsbezogenen Humangenetik bzw. humangenetischen Ursachendiagnostik sind frappierend. Doch wann ist, mit Bezug zu Dystonie, eine humangenetische Untersuchung sinnvoll?


Bei Dystoniebetroffenen ist lediglich eine humangenetische Ursachenforschung in zwei Fällen sinnvoll: Zum einen, wenn ein etwaiges Ergebnis eine Therapierelevanz entfalten. Dies ist insbesondere der Fall, wenn die Implantation einer Tiefen Hirnstimulation (THS) in Erwägung gezogen wird. Sprechen doch manche genetisch bedingten Dystonien auf diese besser an, als andere.


Zum anderen kann in begründeten Einzelfällen eine humangenetische Ursachenforschung sinnvoll sein, etwa dann, wenn die Wahrscheinlichkeit einer mögliche Vererbung einer Dystonie betrachtet werden soll.


Eine humangenetische Ursachenforschung, "nur so", scheidet vom Grunde her, zuvorderst aus Kostengründen, aus. Bei weiteren Fragen, sprich zunächst einmal mit Deinem Neurologen bzw. Deiner Neurologin. Er bzw. sie wäre so dann auch jene Person, die - bei begründetem Bedarf - eine humangenetische Ursachenforschung einleiten könnten.

Dystonie und Vererbungslehre

Ein mutiertes Gen kann, muss aber nicht eine Dystonie zur Folge haben ...


Bei isolierten Dystonien handelt es sich um monogenetische Dystonien (einstmals u.a. als primäre Dystonien bezeichnet), bei denen die Dystonie bzw. dystonen Symptome die einzigen Erkrankungszeichen sind.


Bei einer isolierten Dystonie handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die durch die Mutation eines Gens, und zwar nur eines Gens hervorgerufen wird bzw. werden kann. 


Nicht jeder bzw. jede, der bzw. die ein "Dystonie-Gen" in sich trägt, entwickelt schlussendlich auch eine Dystonie. Vielmehr hängt dies davon ab, ob es von Geburt an "eingeschaltet" ist, oder durch bestimmte Faktoren, sei es eine Infektion, eine Vergiftung, ein Trauma und ähnliches sozusagen im Laufe des Lebens biochemisch "eingeschaltet" wird (Stichwort "Gen-Methylierung").

Abkürzungen vereinfachen die Bezeichnung ...


Isolierte Dystonien werden mit dem Akronym "DYT", für Dystonie und einer Ziffer in der Reihenfolge ihrer humangenetischen Entdeckung oder neurologischen Klassifizierung versehen.


Bei der monogenetischen Dystonie „DYT1“ handelt es sich zum Beispiel um eine Generalisierte Dystonie, beginnend im frühen Kindesalter.


Mittlerweile sind etwa 30 monogenetische Dystonien bekannt. Die weltweit vielfältigen Möglichkeiten der humangenetischen Sequenzanalyse führen dazu,

dass nach und nach weitere entdeckt und beschrieben werden.

Vererbung monogenetischer Dystonien


Erbkrankheiten – so auch monogenetische Dystonien – können auf zweierlei Weise vererbt werden, bzw. es gibt zweierlei - betrachtet man den Erbgang - Formen der monogenetischen Dystonien:


  • entweder autosomal-rezessiv (AR) vererbbare Dystonien

geschlechtsunabhängig zurücktretend/nicht in Erscheinung tretend/nicht-beherrschend


  • oder autosomal-dominant (AD) vererbbare Dystonien

geschlechtsunabhängig hervortretend/in Erscheinung tretend/beherrschend


Vererbungsrelevant sind zunächst die zwei Allele (Stränge) der dystonie-relevanten Chromosomen (Doppelstränge) eines Gens.


  • Menschen, die gesund sind und zudem über keine Erbanlage für Dystonie verfügen, weisen in den dystonierelvanten Genen jeweils zwei identische, nicht-krankmachende, Allele auf.


  • Menschen, die zwar gesund sind, jedoch über eine Erbanlage für Dystonie verfügen, haben ein entsprechend krankmachendes Allel in einem dystonierelevanten Gen.


  • Menschen, die an einer monogenetischen Dystonie erkrankt sind, haben entweder
  • von beiden Elternteilen das jeweils krankmachende Allel vererbt bekommen (autosomal-rezessiv) oder
  • von einem Elternteil ein krankmachendes Allel, was sich jedoch gegenüber dem gesunden Allel des anderen Elternteils durchgesetzt hat (autosomal-dominant)

Fortpflanzungsrelevante

Erkenntnisse


Die Wahrscheinlichkeit einer Person, die an einer monogenetischen Dystonie erkrankt ist, dass auch ihr biologischer Nachwuchs an derselben Dystonie erkranken wird, liegt bei


  • autosomal-rezessiven Dystonien bei 25%
  • autosomal-dominaten Dystonien bei 50%


Davon unbenommen können sie jedoch in beiden Fällen Tragende der Dystonie-Gen(mution) werden. Die Übertragungswahrscheinlichkeit ist geschlechtsunabhängig und unbenommen der Häufigkeit des Zeugens/Gebährens von Kindern.


Solltest Du/könntest Du Genträger*in oder an einer monogenetischen Dystonie erkrankt sein, empfiehlt sich vor einer Schwangerschaft eine sogenannte "humangenetische Beratung". Eine Überweisung in eine Humangenetik stellen im Regelfall Neurolog*innen, Gynäkolog*innen oder Allgemeinmediziner*innen aus.


Sind "Dystonie-Sorgen" begründet, werden diese humangenetischen Beratungsgespräche und ggf. Untersuchungen von der Krankenkasse bezahlt.

Monogenetischer

Dystoniekategorien


Monogenetische Dystonie lassen sich im Hinblick auf ihre Klinik, also ihr Erscheinungsbild, in drei Kategorien einteilen:



  • Einfache Dystonie-Syndrome
  • Dystonie-Plus-Syndrome 
  • Paroxysmale Dystonie-Syndrome
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