Schluckstörungen

Dystonie und Schluckstörungen

Dystonie und Schlucken

Wer Schlucken kann ist klar im Vorteil!

Dauerhaftes Verschlucken ist nicht nur lästig. Vielmehr ist es gefährlich, vor allem dann, wenn Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre und von dort in die Bronchien oder gar Lunge gelangen; eine Lungenentzündung

durchaus eine mögliche Folge.

Schlucken, Räuspern, Husten,

Spucken und Prusten


Nicht wenige Dystoniebetroffene kennen sie: Schwierigkeiten beim Essen und Trinken, beim Einnehmen von Medikamenten oder gar "nur" beim Schlucken ihres eigenen Speichels; kurzum die Schluckstörungen (lat. Dysphargie).


Dystonie und Dysphagie? Dies mag zunächst verwundern. Doch am Schluckvorgang sind, begonnen bei den Lippen, über die Wangen, die Zunge, das Gaumensegel, den Kehlkopf und die Speiseröhre, sage und schreibe 26 Muskelpaare beteiligt, deren Zusammenwirken zentral vom Gehirn koordinierend gesteuert werden. Und, ja, in der Tat, bei der am Schlucken beteiligten Muskulatur handelt es sich höchstüberwiegend um Skelettmuskulatur, also jene quergestreiften Muskeln, die demgemäß auch unmittelbar von Dystonie bzw. dystonen Symptomen betroffen sein können.


Unmittelbar betroffen sind häufig Personen, die  eine Generalisierte oder Oromandibuläre Dystonie aufweisen. Bei ihnen sind bestimmte am Schluckvorgang beteiligte Muskeln dystoniebedingt fehlangespannt, so dass sie sich widernatürlich und wiederholt verschlucken.


Mittelbar betroffen können auch jene sein, die ein Zervikale Dystonie oder ein Meige-Syndrom haben und dystone Symptome mit Botolinumtoxin behandeln lassen. Der in bestimmte Halsmuskeln injizierte Wirkstoff führen in Einzelfällen dazu, dass das muskuläre Gleichgewicht im Halsbereich in ein Ungleichgewicht gerät, was den Schluckvorgang irritieren oder erschweren kann. Die gute Nachricht: Botoxabhängige Schluckstörungen sind rundweg von vorübergehender Natur. Sie bilden sich mit der Abnahme der Wirkung des Botolinumtoxins vollständig zurück. Eine Anpassung des "Injektions- bzw. Spritzmusters" sollte ein erneutes Auftreten verhindern.


Nicht zuletzt gibt es Dystoniebetroffene, deren dystone Symptome vermittels Tiefer Hirnstimulation (THS) therapiert werden. Bestimmte "Programmeinstellungen" können durchaus Schluckstörungen nach sich ziehen.


Schließlich können bestimmte, gegen dystone Symptome verordnete Medikamente durchaus auch Schluckstörungen begünstigen. Zum einen jene, die den Wirkstoff Trihexyphenidyl enthalten und unter anderem den Speichelfluss hemmen. Zum anderen bestimmte muskelentspannende Wirkstoffe.


Wie auch immer: Bei Schluckstörungen sollte stets der behandelnde Neurologe bzw. die Neurologin konsultiert werden, um zunächst deren tatsächlichen Ursachen auf den Grund zu gehen, um diese sodann, weitmöglich, zu therapieren. So bieten unter anderem Logopäden:innen Schlucktherapien an.

Dystonie: Vier Phasen des Schluckens

Verschlucken führt zu Räuspern, Husten,

Würgen oder Spucken. Hinzukommen können Schmerzen und schlimmstenfalls auch Atemnot.

Du kannst nicht richtig oder garnicht schlucken,

vor Therapie lohnt sich genaues Gucken ...


Das Schlucken lässt sich in folgende vier Phasen unterteilen:


  • Vorbereitung (Präorale Phase)
  • Zerkleinerung (Orale Phase)
  • Rachenrutsche (Pharyngale Phase)
  • Speiseröhrenrutsche (Ösaphageale Phase)


An allen Phasen sind Muskeln bzw. Muskelpaare beteiligt, die von Dystonie bzw. dystonen Symptomen betroffenen sein können!


Schaue Dir zunächst den Film an, damit Du eine Idee davon bekommst, wie kompliziert bzw. auch muskulär komplex das Schlucken ist.

Vorbereitung

  • Wesentliche muskelbezogene Bewegungsschritte

Nahrung/Flüssigkeit werden über den Mund aufgenommen und dort zunächst gehalten bevor das Zerkleinern und/oder Abkühlen oder Erwärmen erfolgt.


  • Wesentliche muskuläre Störungsmöglichkeiten
  • Der Mund öffnet und schließt sich unwillkürlich.
  • Die Lippen- und Wangenmuskulatur sind unzureichend angespannt.
  • Unwillkürliche Bewegungen der Zungen nach außerhalb des Mundes.


Zerkleinerung

  • Wesentliche muskelbezogene Bewegungsschritte

Nahrung wird zerdrückend und kauend zerkleinert und dabei mit der Zunge von links nach recht geschoben und gegen den Gaumen gepresst. Schlussendlich wird sie hinten, in der Mitte auf der Zunge, durch die Zunge positioniert, wodurch schließlich der Schluckreflex ausgelöst wird.


  • Wesentliche muskuläre Störungsmöglichkeiten
  • Der Mund öffnet und schließt sich fortwährend unwillkürlich.
  • Die Kiefermuskulatur verkrampft und der Mund lässt sich nicht/kaum öffnen/schließen.
  • Die Zunge bewegt sich unwillkürlich oder verharrt in einer Position.
  • Die Zunge ist fehlgestellt, etwa gedreht oder teilweise eingerollt.


Rachenrutsche

  • Wesentlich muskelbezogene Bewegungsschritte

Der Schluckreflex wird ausgelöst. Nahrung und Flüssigkeit rutschen in den Rachen. Kurz vorher senkt sich das Gaumensegel, die Luftröhre wird verschlossen. Zudem hebt sich der Kehlkopf nach oben und neigt sich vorwärts, um schließlich der Speiseröhre jenen Raum im Rachen zu ermöglichen, den sie braucht, um sich für die Aufnahme von Nahrung/Flüssigkeit zu öffnen.


  • Wesentliche muskuläre Störungsmöglichkeiten
  • Das Gaumensegel senkt sich nur teilweise oder garnicht.
  • Die Luftröhre ist unzureichend verschlossen.
  • Der Kehlkopf hebt sich nicht oder nur unzureichend.


Speiserröhrenrutsche

  • Wesentliche muskelbezogene Bewegungsschritte

Am Eingang und am Ende der Speiseröhre befindet sich jeweils ein Ringmuskel, der die Speiseröhre verschließt. Durch die Anhebung des Kehlkopfes wird der Obere kurzzeitig geöffnet, um die Nahrung/Flüssigkeit passieren zu lassen. Durch wellenförmige Bewegungen der Speiseröhrenmuskeln wird die Nahrung in Wellen zum unteren Verschluss transportiert. Dieser öffnet sich abschließend und die Nahrung/Flüssigkeit rutscht in den Magen.


  • Wesentliche muskuläre Störungsmöglichkeiten
  • Nicht oder nur teilweisen Funktionieren der Ringmuskel
  • Nicht oder nur teilweises Funktionieren der Speiseröhrenmuskulatur.
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